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Produktionsstätten im Weltall

Laborversuche in Mikro-Gravitation

Die Auswahljury des Deutschen Gründerpreises nominierte das junge Unternehmen yuri aus Meckenbeuren am Bodensee in der Kategorie StartUp 2021. Kernprodukt von yuri sind Mini-Labore, die etwa im Auftrag von Pharmaunternehmen und universitären Forschungseinrichtungen ins All geschickt werden.

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„Dabei handelt es sich meist um zehn Zentimeter große, würfelförmige Spezialbehälter, die den Laborversuch aufnehmen – Zellkulturen, Fische, Pflanzen und jegliche Form biologischer Forschung. Die Boxen können ausgestattet sein mit Pumpen, Kameras, Temperatursteuerung und Funktionen wie etwa dem Abtransport von Abfallstoffen – ein ausgeklügeltes System, das biologisches Material am Leben erhält“, erläutert Gründer Mark Kugel. Die 10-Zentimeter-Box, die einem Volumen von einem Liter entspricht, ist Standard. Angeboten werden aber auch Versionen von 0,25 Liter bis zu 96 Liter.

 

Zum Rund-um-sorglos-Service von yuri gehört die Abwicklung zahlreicher Verwaltungsvorgänge, wie sie für die internationale Raumfahrt üblich sind: Zulassungen für Experimente, Zollerklärungen für die Ausfuhr etwa in die USA, Steuersachen, Logistik. Zunächst war das nicht in einem eigenständigen Unternehmen geplant. „Wir drei Raumfahrt-Ingenieure waren bei Airbus beschäftigt und haben dort Mini-Labore gebaut“, erläutert Maria Birlem. Das Geschäftsfeld war für Europas größtes Luft- und Raumfahrt-Unternehmen aber zu klein. „Also haben wir uns entschieden, es außerhalb des Konzerns zu probieren.“ Auf einem Start-up-Event haben die drei Betriebswirtschaftler ihren künftigen Mitgründer Mark Kugel kennengelernt und sind sich schnell einig gewesen: „Wir wollten alle keine Raumfahrt-Angebote um ihrer selbst Willen machen, sondern um Werte auf der Erde zu schaffen“, schildert Kugel. „Unser Engagement sollte sich nicht an sieben Astronauten im Weltall richten, sondern an sieben Milliarden Menschen auf der Erde.“

 

Wohin sich das Unternehmen entwickelt ist den vier Gründern klar: Mit engen Partnerschaften in den USA und Australien, betreuen die Raumfahrt-Experten Kunden wie die NASA, GlaxoSmithKline und renommierte Universitäten in Los Angeles, Zürich, Jena und Sydney. „Heute sind wir noch ein Service-Anbieter für Laborversuche im All, wandeln uns aber schon jetzt zu einer Biotech-Firma, die eigene Produkte im Weltraum herstellt – etwa biologisches Material oder Züchtungen vollständiger Organe.“ Organe könnten, unter den wachstumsfördernden Bedingungen der Mikro-Gravitation, mit eigenen Stammzellen des Patienten gezüchtet werden, damit würde in der Theorie die Gefahr des Abstoßens verringert werden und damit die häufig notwendige, langwierige Nachbehandlung nach Organtransplantationen.

 

Die sechs Finalisten erhalten eine individuelle, auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Beratung durch die Porsche Consulting. Zudem übernehmen Mitglieder des Kuratoriums des Deutschen Gründerpreises, über einen Zeitraum von zwei Jahren, Patenschaften für jeden Finalisten und stellen ihr Know-how und ihre Erfahrungen zur Verfügung. Die Unternehmen erhalten außerdem ein Medientraining beim ZDF sowie Zugang zum Netzwerk des Deutschen Gründerpreises. Vorgeschlagen wurden die Unternehmen durch die rund 300 Experten des Deutschen Gründerpreises. Sie stammen aus renommierten Unternehmen, Technologiezentren, Ministerien, Gründungsinitiativen und der Sparkassen-Finanzgruppe. Die Experten verfügen über jahrelange Erfahrungen mit Unternehmensgründungen und sehr gute Branchenkenntnisse. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie unterstützt den Deutschen Gründerpreis.