HERSTELLUNG

Tausende Messgeräte für die Impfstoffherstellung

 Impfstoff für die ganze Welt  



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Der 8. Dezember 2020 war ein besonderer Tag. An diesem Montag wurden die Briten Margaret Keenan und William Shakespeare als erste Frau und als erster Mann im Westen außerhalb einer klinischen Studie gegen Covid-19 geimpft. Rasch waren sie nicht mehr nicht mehr allein: Bis Anfang August wurden in Europa mehr als 465 Millionen und weltweit über vier Milliarden Vakzin-Dosen gegen das Virus verabreicht.  

Dass die Menschheit im Kampf gegen die Pandemie so schnell vorankommt, verdankt sie der Life-Sciences-Industrie – und in diesem Zusammenhang auch dem Reinacher Unternehmen Endress+Hauser. „Wer heute gegen Covid-19 geimpft wird, erhält mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Wirkstoff, dessen Produktion mit unseren Geräten gemessen und geregelt wird“, sagt Klaus Köhler, globaler Branchenmanager für die Life-Sciences-Industrie bei Endress+Hauser. 

Der Spezialist für Mess- und Automatisierungstechnik hat in den vergangenen Monaten tausende Messgeräte für die Impfstoffherstellung gefertigt und ausgeliefert. „Auch aktuell helfen wir in hunderten Projekten rund um den Globus, die nötigen Produktionskapazitäten im Rekordtempo umzusetzen“, sagt Klaus Köhler. Dass das Schweizer Unternehmen überall so gefragt ist, liegt an seiner Expertise. „Wir haben uns schon früh, vor mehr als 20 Jahren, auf die biopharmazeutische Industrie fokussiert, die Arzneimittel wie zum Beispiel Impfstoffe mit Hilfe von lebenden Zellen in Bioreaktoren produziert“, erklärt der Branchenmanager.  

Die Herstellung biopharmazeutischer Arzneimittel ist komplexer als die von chemischen Wirkstoffen. Hunderte Faktoren von der Luft über die Nährlösung bis hin zum Design der Anlage entscheiden hier über die Stabilität, Wirksamkeit und Sicherheit des Medikaments oder des Impfstoffes. Vor allem in den Bioreaktoren müssen dauerhaft ideale Bedingungen herrschen, damit die Zellen ausreichende und einwandfreie Mengen des gewünschten Wirkstoffes produzieren.       


Parallel zum wachsenden Erfolg der Biopharma-Branche entwickelte Endress+Hauser speziell für sie ein umfassendes Portfolio, das alle Anforderungen an Sicherheit und Qualität erfüllt – schließlich ist die Life-Sciences-Industrie eine der am stärksten regulierten Branchen weltweit. Wichtig zur Kontrolle, ob in den verschiedenen Produktionsschritten alles richtig läuft, sind unter anderem die Messung von Füllstand, Durchfluss, Temperatur, Druck sowie die Analyse von Parametern wie pH-Wert und Leitfähigkeit.   

 

Zu den jüngsten Innovationen des Unternehmens zählt die Raman-Spektroskopie. Mit der laserbasierten Methode lassen sich in Echtzeit im gesamten biopharmazeutischen Herstellungsprozess viele Qualitätsparameter ohne Eingriff durch ein optisches Fenster bestimmen. Dies hilft, die Prozesse zu steuern und modellbasiert zu optimieren. Für Datenkonsistenz sorgen zudem Sensoren zur Flüssigkeitsanalyse, die im Labor ebenso wie im Prozess eingesetzt werden können. Dies erleichtert und beschleunigt Entwicklungs- und Zulassungsprozesse.

 


„Unsere partnerschaftlichen Beziehungen mit Pharmakonzernen wie auch Biotech-Startups und unsere dabei gewonnene Erfahrung kommen jetzt zum Tragen“, erklärt Klaus Köhler. So war auch die innovative mRNA-Technologie, welche die Basis für vielversprechende Impfstoffe gegen Covid-19 bildet, für Endress+Hauser kein Neuland: In den vergangenen Jahren haben mehrere Unternehmen in verschiedenen Ländern an der Erforschung neuartiger Arzneimittel auf der Grundlage von Messenger-RNA (mRNA) gearbeitet. Und einige hatten kurz vor Beginn der Corona-Pandemie auch bereits eigene Biopharma-Anlagen zur Herstellung von mRNA-Therapeutika für klinische Studien entwickelt. Zum Einsatz kam dabei teilweise oder komplett Messtechnik von Endress+Hauser. 

 

Das Besondere daran: Der biopharmazeutische Produktionsprozess von mRNA-Therapeutika ist standardisiert und universell. Das bedeutet, dass neue Wirkstoffe auf der gleichen Anlage produziert werden können. Auch dadurch war es möglich, die neuen Covid-19-Impfstoffe in sehr kurzer Zeit auf den Markt zu bringen – allerdings nur in kleinen Mengen.  


Um die zugelassenen Vakzine für Milliarden Menschen verfügbar zu machen, mussten die Hersteller parallel für sie eine Großproduktion aufbauen. Das geschah und geschieht noch weiter durch den Bau oder die Erweiterung von eigenen Anlagen sowie durch zahlreiche Kooperationen mit anderen Unternehmen. Diese liefern entweder in eigenen angepassten Anlagen Komponenten zu, übernehmen einzelne Herstellschritte oder produzieren die Impfstoffe ganz. Zur Einordnung dieser Mammutaufgabe ein Vergleich: Vor der Pandemie wurden 2019 global laut der WHO nur 5,5 Milliarden Impfdosen hergestellt – und das gegen die damals rund 30 durch Impfungen verhinderbaren Erkrankungen. 

Branche im Wandel 

„Bei der schnellen Schaffung der riesigen Kapazitäten vertrauen die Unternehmen daher auf starke Partner, um sicher zu gehen, dass alles funktioniert“, sagt Klaus Köhler. Neben dem Anwendungswissen bietet Endress+Hauser durch eine regionale Fertigung in den großen Wirtschaftsregionen der Welt auch kurz Lieferfristen.  

Die biopharmazeutische Industrie, davon ist der Branchenmanager überzeugt, wird sich durch die Pandemie verstärkt wandeln. Vor allem erweist sich sie sich als Treiber für neue Technologien: „Insgesamt sehen wir einen Schub in Richtung Automatisierung und Digitalisierung, um wirtschaftlicher zu produzieren“, sagt Klaus Köhler. „Dabei geht der Trend zu flexiblen, kontinuierlichen, modularen und voll integrierten Anlagen.“