VERPACKUNG

INTERVIEW

 Kennzeichnungslösungen für 
 die Pharmatechnik 



Die Bluhm Systeme GmbH aus Rheinbreitbach ist Komplettanbieter für industrielle Kennzeichnungstechnik. Neben Geräten und Anlagen zur Etikettierung, Laserbeschriftung und Bedruckung mit Tinte gehören ebenfalls Softwareprogramme zur Vollautomatisierung von Produktionsprozessen zum Portfolio. Andreas Koch ist seit fast 35 Jahren im Unternehmensverbund tätig. Als Vertriebsdirektor verantwortet er die Vertriebsaktivitäten im D-A-CH-Raum.


Interviewpartner:

Andreas Koch 
Vertriebsdirektor bei Bluhm Systeme GmbH

PHARMATECHNIK: Was sind die größten Herausforderungen für Pharmaunternehmen im Bereich Kennzeichnung?

Koch: Kennzeichnung in der Pharmaindustrie bedeutet in erster Linie Serialisierung und Fälschungsschutz. Sie kennen die EU-Fälschungsschutzrichtlinie für Arzneimittel: Hier muss jede einzelne Einheit mit einem Datamatrixcode mit individueller Seriennummer versehen werden. Das ist nicht nur hinsichtlich der Datensicherheit und elektronischen Steuerbarkeit der Geräte eine Herausforderung. Die hohen Produktionsgeschwindigkeiten und produzierten Volumina fordern manche Anlagen zusätzlich. Denken Sie an die Impfstoffproduktion. Da reden wir von Millionen von Einheiten, die alle individuell etikettiert und gekennzeichnet werden müssen.

PHARMATECHNIK: Welche Lösungen bieten Sie Ihren Kunden hierfür?

Koch: Bluhm Systeme bietet seit mehr als 50 Jahren individuelle Lösungen für die Pharmaindustrie. Unsere Highspeed-Tintenstrahldrucker sind hard- und softwareseitig in der Lage, 120 wechselnde Codes pro Sekunde aufzubringen.

Den Erstöffnungsschutz realisieren wir mit unserem Tamper Evident-Etikettier. Da ist ein kompaktes System, das selbst in schmalen Linien Platz findet und Verpackungseinheiten mit einem perforierten Siegel versieht. Eine bereits geöffnete Verpackung wird also sofort erkannt.

Neben der Kennzeichnung der Primär- und Sekundärverpackungen gehen wir mit unseren Anlagen aber noch weiter und bieten zudem die Etikettierung von Versand- und Umkartons an. Da sind zum Beispiel mancherorts Übereck-Etiketten vorgeschrieben.

PHARMATECHNIK: Könnten Sie hierfür ein Anwendungsbeispiel geben?

Koch: Ja, wir kooperieren mit mehreren Maschinenbauern, die unsere Technik in ihre Pharmaverpackungsanlagen integrieren. Aber auch Pharmaunternehmen selbst gehören zu unseren Kunden. Das sind zum Beispiel Firmen wie Seidenader, KrewelMeuselbach, Dr. Schwabe oder August Faller. Seidenader ist Experte in Sachen Tracking & Tracing von Arzneimitteln. Sie integrieren unseren Tamper Evident-Etikettierer in ihre Traxeed ItemUnit-Tamper Evident-Anlage. Für die Dr. Schwabe GmbH haben wir eine Anlage entwickelt, die ein Überecketikettierung von Umkartons realisiert. Damit können Einheiten zweiseitig mit demselben Etikett versehen werden. Dr. Schwabe benötigte diese Lösung für den Export seiner Phytopharmaka nach China.

PHARMATECHNIK: Wie wird sich diese Technologie in der Zukunft weiterentwickeln?

Koch: Wir sehen nach wie vor einen starken Trend in Richtung Nachhaltigkeit. Da engagieren wir uns auch mit unseren Kennzeichnungssystemen sehr stark. Ressourchenschonung erreichen wir zum Beispiel mit unserem NoLiner-Etikettierer, der Etiketten verarbeiten kann, die ohne Trägermaterial auskommen. Trägermaterial ist oftmals mit Silikon beschichtet und muss entsprechend aufwändig recycelt werden. Der NoLiner macht Trägerpapier überflüssig.

Das neu entwickelte Inkjetdrucksystem, integra PP 108, kann das komplette Etikett überflüssig machen. Das Gerät druckt hochauflösend und vor allem sehr groß, zum Beispiel auf Umkartons – sogar zweifarbig. Wir haben zudem Berechnungen erstellt, dass der Tintenstrahldruck im Vergleich zur Etikettierung je nach Anwendung die wirtschaftlichere Lösung sein kann. So wird Nachhaltigkeit ganz nebenbei zur Möglichkeit, Kosten einzusparen!

PHARMATECHNIK: Eignet sich diese Lösung auch für andere Anwendungsbereiche?

Koch: Sicher! Kennzeichnung wird ja branchenübergreifend benötigt. Eine Branche, die hinsichtlich der Entwicklungen in Sachen Fälschungsschutz unmittelbar von der Pharmaindustrie profitiert hat, ist zum Beispiel die Kosmetikindustrie. Auch hier wird inzwischen hochwertige Kosmetik, bis hin zu Markenparfums, mit einem Erstöffnungsschutz versehen.

PHARMATECHNIK: Welche weiteren Produktentwicklungen sind in der Planung?

Koch: Wir tüfteln permanent an der Verbesserung der Verarbeitungsgeschwindigkeiten und Datenintegration. Es werden ja immer mehr Software-Protokolle entwickelt, für die entsprechende Schnittstellen an den Systemen zur Verfügung stehen müssen. Auch unsere Software Bluhmware entwickelt sich weiter. Hierüber lassen sich nicht nur alle Kennzeichnungssysteme in Produktionen vernetzen, sondern auch die Peripheriegeräte wie Waagen, Scanner oder Kameras anbinden. Das ist ein Beitrag zur Industrie 4.0 und autonomen Produktionsprozessen. Weil die Kennzeichnung ja immer an relativ neuralgischen Stellen in der Produktion erfolgt, kann die Bluhmware Schwachstellen und Engpässe im Herstellungsprozess aufspüren.


Herr Koch, wir bedanken uns für das Interview!